An die
Ministerin für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft
und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
Frau Gabriele Behler
Völklinger Str. 49
40211 Düsseldorf
Berlin, den 13.01.1999
Sehr geehrte Frau Ministerin,
vor einiger Zeit vergaben Sie den Auftrag zu einer Evaluierung des Fachbereiches Chemie an den Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen, und die eingesetzte Kommission hat vor kurzem ihre Arbeit beendet.
Die Bundesfachtagung der Fachschaften Chemie hat sich auf ihrer vergangenen Sitzung vom 19.11. bis 22.11.1998 intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und folgende Stellungnahme beschlossen:
- Es ist bedenklich, wenn eine "Evaluierung der Forschung und Lehre" nur zum Zweck der Mitteleinsparung eingesetzt wird. Bei der Beurteilung dürfen die finanziellen Gesichtspunkte nicht im Vordergrund stehen. Dies ist um so gravierender, da hier hinzukommend die Lehre nahezu außer acht gelassen worden ist. Nach den erfolgten Bestandsaufnahmen der Hochschulen sollte die Evaluierung statt dessen eine unvoreingenommene und gleichgewichtete Bewertung von Forschung und Lehre vornehmen.
- Wir kritisieren mit Nachdruck, daß keine studentischen Vertreter in die Kommission berufen worden sind. Dadurch konnten deren Standpunkte nicht in die Gesamtwertung einfließen. Die kurze Befragung der Studierenden ersetzt keinesfalls deren aktive Mitarbeit in der Kommission.
- Im allgemeinen Teil des Berichtes werden die Gesamthochschulen pauschal abqualifiziert, ohne daß nachhaltige Gründe für das vermeintliche Scheitern dieses Hochschultyps angeführt worden sind. Dies läßt auf eine voreingenommene Haltung der Kommission schließen. Eine vorurteilsfreie Bewertung der verschiedenen Hochschulen sollte jedoch die Voraussetzung sein, um eine gerechte Evaluierung durchführen zu können.
- Wir stellen mit Bestürzung fest, daß dieser Evaluierungsbericht, der vertrauliche und personenbezogene Daten enthält, an die Medien gelangte (WDR; Sendung "Westpol" vom 11.10.1998). Dies ist sicherlich nicht in Ihrem Interesse verlaufen. Eine geeignete öffentliche Präsentation von Seiten Ihres Ministeriums hätte eine unkontrollierte Verbreitung und das Entstehen von falschen Gerüchten verhindert.
Wir bitten Sie um eine Stellungnahme zu den oben genannten Punkten, damit der Schaden, den dieser Bericht bereits verursacht hat, auf ein Minimum begrenzt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Patrick Schwickert
Sekretariat der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften